1922 entdeckte Wiliam G. Sutherland im Rahmen seines Osteopathiestudiums durch Zufall Pulsationen am Schädel. Ihr Rhythmus war unabhängig von Atem- und Herzrhythmus.
Weitere Untersuchungen, hauptsächlich in Selbstversuchen, führten ihn zu dem Schluss, dass der Schädel an seinen Nähten, nicht wie angenommen kalzifiziert war, sondern, die Schädelnähte durch Membranen beweglich miteinander verbunden sind.

Das cranio-sacrale System
Zum cranio-sacralen System gehören der Schädel (Cranium), das zentrale und periphere Nervensystem, der Liquor, Durasack mit Bindegewebshäuten und das Kreuzbein (Os sacrum).

Der cranio-sacrale Rhythmus ist ein wiederkehrendes,leichtes Ausdehnen und Zusammenziehen der Schädelknochen bedingt durch Produktion und Resorption der cerebrospinalen Flüssigkeit. Der cranio-sacrale Rhythmus hat beim Hund eine Frequenz von 8-10 Bewegungen pro Minute. Dieser Rhythmus lässt auch das Kreuzbein rhythmisch schwingen, er lässt sich in abgeschwächter Form in allen Körpergeweben spüren.
Die Verbindung zwischen Os sphenoid (Keilbein) und Os occipitale (Hinterhauptsbein) = sphenobasiläre Synchondrose nimmt in der cranio-sacralen Therapie eine zentrale Stellung ein. Indirekt hat die sphenobasiläre Synchondrose durch die intracraniellen Membranen (Falx cerebri, Falx cerebelli und Tentorium cerebellum) und die am Kopf ansetzenden Muskeln Verbindung zum gesamten Bewegungsapparat. Jede Bewegung des Keilbeins wird auf den ganzen Körper übertragen.

Behandlungsablauf
Durch Palpation werden Störungen in der cranio-sacralen Bewegung festgestellt. Mit dem Fronto-Occipital-Hold „fragt“ die Therapeutin folgende Informationen über die Bewegungen des Gehirnschädels während der Flexions- und Extensionsbewegung (Ausdehnen und Zusammenziehen des Schädels) ab:

1. Frequenz der cranio-sacralen Bewegung
2. Amplitude der cranio-sacralen Bewegung
3. Pathologische Bewegungsmuster bzw. Immobilitäten auf Grund von sphenobasiläre Dysfunktionender Gewebequalität und der Gewebemobilität verbunden.

Die Behandlung ist sehr sanft und zielt auf die Auflösung von Spannungen und Fehlstellungen des Schädels sowie der übrigen Körperstrukturen mit sanften und exakten Impulsen.
Mit der Cranio-Sacral-Therapie werden keine Krankheiten behandelt sondern Bewegungseinschränkungen der körpereigenen Strukturen.

Ursachen für Dysfunktionen des cranio-sacralen Systems
• Akute und chronische Infekte
• Traumata
• Störungen des Bewegungsapparates (Schonhaltungen etc.)
• Dysbalance der extracraniellen Weichteilstrukturen, wie z.B. Muskulatur, die ihren Ursprung bzw. Ansatz i.B. der Schädelbasis hat.

Einsatzgebiete der cranio-sacralen Therapie bei Kleintieren

• alle akuten und chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates
• Haltungs- und Stellungsfehler
• Verhaltensauffälligkeiten (Angst, Nervosität, Aggressivität)
• Konzentrations- und Lernschwierigkeiten
• Hyperaktivität
• chronische und akute organische Probleme
• neurologische Erkrankungen (Apoplexie, Bandscheibenprotrusion, -prolaps, Gleichgewichtsstörungen)
• allgemeine Schmerzzustände
• Polytrauma
• Kiefergelenksdysfunktionen

Die cranio-sacrale Therapie ist eine integrative Therapie. Sie verbessert die Reaktionsfähigkeit des Patienten gegenüber anderen Techniken und ist eine ideale Ergänzung zu anderen manuellen Behandlungsarten wie auch Physiotherapie.