Viele Hundebesitzer reagieren mit einem heftigen „Uaaaaa“ oder „Iiiiiiiii“, wenn ich für ihren Vierbeiner eine Blutegelbehandlung vorschlage. Absolut grundlos, denn die kleinen Blutsauger ein sind ein Wunder der Natur: Blutegel sind sensible Tiere, die auf Unruhe und Gerüche reagieren. Sie besitzen eine sehr schöne Rückenzeichnung und leben in sauberen und kalkarmen Gewässern. Sie benötigen nur alle 1-2 Jahre eine Mahlzeit und können bis zu 30 Jahre alt werden!
Die Blutegel (lat. Hirudo medicinalis ) stammen von den Helminthen (Ringelwürmer) ab – das Wort Egel kommt aus dem Griechischen „echis“ = kleine Schlange.
Therapieeffekt
Die Wirkung der Blutegelbehandlung beruht auf mehreren Faktoren: dem Bissreiz, den im Speichel der Egel enthaltenen Substanzen, die durch den Biss abgegeben werden, der Bakterienflora der Egel und dem stattfindenden kleinen Aderlass. Der Speichel enthält etwa 20 verschiedene Stoffe: Am bekanntesten ist das Hirudin mit seiner lokalen gerinnungshemmenden und entzündungshemmenden Wirkung. Daneben sind noch Egline (entzündungshemmend), Bdelline (Enzyminhibitoren), Hyaluronidase (gefäßerweiternd), Destabilase (Auflösung von Thromben), Calin (gerinnunghemmend), Prostaglandine, Kollagenasen und vieles mehr in dem Sekret enthalten. Die exakte Wirkung aller anderen Stoffe ist noch nicht bekannt.
Eingesetzt werden die kleinen Schmerztherapeuten u.a. bei
- Arthrosen
- akutem Bandscheibenvorfall
- HD
- Abszessen
- Hot Spot
- starken Blutergüssen und vielem mehr
Sie können aber auch mit sehr guten Erfolg an bestimmten Akupunkturpunkten angesetzt werden, um Organe zur Heilung anzuregen.
Therapieablauf
Der Blutegel wird aus seinem wassergefüllten Glas gefischt und auf die betroffene Körperstelle gesetzt. Schon nach kurzer Zeit saugt sich der Egel mit seinem hinteren Saugnapf an der Haut fest, um dann die Haut mit seinen drei sternförmig angeordnete Sägeleisten des Kopfes (mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen) aufzubeißen.
Der Biss des Egels ist schmerzarm – aus eigener Erfahrung kann ich den Biss mit einem ganz leichten Ziepen oder Brennen beschreiben. Meist merkt man gar nichts. Mit ihren Beißwerkzeugen durchdringen sie selbst dickes Rinderfell in wenigen Sekunden. Hat der Egel angedockt (gebissen), beginnt er mit wellenartigen Bewegungen zu saugen. Nach Beendigung des Saugvorgangs (ca. 30-45 Minuten) lässt sich der Egel einfach fallen.
Während der Behandlung bleiben die meisten Patienten völlig unbeteiligt stehen oder liegen, manche zeigen leichte, kurze Abwehrbewegungen, als würden sie Fliegen verjagen wollen.
Das anschließende Nachbluten ist gewünscht und sollte möglichst nicht durch feste Kompressen zum Stoppen gebracht werden. Das Nachbluten dauert zwischen zwei bis zehn Stunden.
Für die Autofahrt nach Hause verbinde ich die Biss-Wunde meist ganz locker mit einer sterilen Kompresse, die der Tierbesitzer nach einiger Zeit wechselt. Für den Schlaf-/Liegeplatz des Hundes gebe ich eine Inkontinenz-Unterlage mit, um Verunreinigungen der Bisswunde und auch des Liegeplatzes zu vermeiden.
Mehr Informationen zum Thema unter http://www.blutegel.de